Großes Strandgut, 2014

Strandgut

1997
Durchmesser 75 cm
ca. 25 kg
Stahlblech und geschmiedete Nägel
Roh, oxydiert

Eine Kugel aus dünnem Blech, rostig, verbunden mit geschmiedeten Nägeln. Die Blechstreifen verlaufen unregelmäßig um den Hohlraum, die Nägel staken absurd ins leere Innere.

Wolf wendet hier alte Techniken an: Blechbeschlag zur Verstärkung von Holzbauwerken. Die langen Nägel hat Wolf geschmiedet, jeden einzelnen hat er im offenen Feuer zum Glühen gebracht und mit Hammer und Amboss in Form geschlagen. Die Blechstreifen hat er um eine riesige Holzkugel, überderen Maserung, Risse und Astlöcher, getrieben und mit den Nägeln befestigt. Mit dieser Technik wurden einst Holzschiffe seetüchtig gemacht. Wolf hat die Holzkugel der Witterung, dem Zerfall ausgesetzt. Übrig blieb, vom Holz befreit, die Blechhülle von Nägeln durchstochen.

Strandgut gehört zum Frühwerk Wolfs und seiner Auseinandersetzung mit dem Thema "missing piece". Das Fehlende ist hier das Holz, das der Kugel die Fähigkeit zu schwimmen verleiht.

Die Skulptur gleicht einem Schiffswrack, vergänglich, morbide, eine übriggebliebene Hülle, ein nutzloser Blechbeschlag. Wer die Entstehungsgeschichte nicht kennt, dem ist das „Strandgut“ ein Rätsel: Eine Hülle, ein Blechbeschlag von was? Rätsel gibt auch der Name auf: Wie kann ein Ding Strandgut sein, das nicht schwimmen kann?

Doch schon das genaue Hinschauen bringt den Betrachter auf die Spur und setzt eine Assoziationskette in Gang: Demnach muss das Strandgut eine Kugel aus Holz gewesen sein. Jetzt wird klar, wie die Form des Blechs entstand. Auch die Nägel, die ohne Holz ganz sinnlos wären, erklären sich. Und wenn das Ding im Kern aus Holz war, dann konnte es auch schwimmen. Das muss schon lange her sein. Das Holz, das „missing piece“, ist vergangen, Zahn der Zeit. Einst kam die Kugel über das Meer an den Strand, fort kann sie nicht mehr.